Heute 19:15 Uhr im DLF: Feature
Das Attentat auf Hugo Bettauer im März 1925
Chronik eines Journalistenmordes
Von Christine Marth
ORF 2025
Vor hundert Jahren sorgt die Ermordung des österreichischen Journalisten und Schriftstellers Hugo Bettauer international für Schlagzeilen. Der erfolgreiche Autor war durch seine konfrontativ-sozialkritische Haltung in der Ersten Republik zum erklärten Feindbild nicht nur rechtsradikaler Kreise erklärt worden.
In seinem bekanntesten Roman „Die Stadt ohne Juden“ trat der Autor bereits 1922 offen gegen die antisemitischen Strömungen in Österreich auf und erregte damit erstmals größere öffentliche Erregung. Das in einfacher Sprache gehaltene und leicht zu lesende Werk gilt heute als nahezu prophetisch, auch wenn Bettauer bei weitem nicht den gesamten Horror des NS-Terrors vorhersehen kann. Das Buch wird 1924 verfilmt, mit Hans Moser in seiner ersten Stummfilmrolle, und beschreibt den wirtschaftlichen und kulturellen Niedergang Wiens, nachdem sämtliche Juden vertrieben worden waren. Anders als in der Realität gibt Bettauer der Geschichte ein Happy End.
Am 10. März 1925 feuerte der Nationalsozialist Otto Rothstock fünf Schüsse auf Bettauer, der seinen Verletzungen am 26. März erlag. Der Täter wurde im Zuge eines einseitigen Gerichtsverfahrens für unzurechnungsfähig erklärt und bereits 1927 wieder aus der Psychiatrie entlassen. Hugo Bettauer wurde auch nach seinem Tod noch von den Nationalsozialisten als Prototyp des „jüdischen Sittenverderbers“ diffamiert.
Anhand von Originaltexten – Zeitungs- und Zeitschriftenartikel, Romanausschnitten und Gerichtsakten – wird nachgezeichnet, wie aus Kritik zunächst Hetze, dann Hass und schließlich Gewalt werden konnte und Hugo Bettauer Opfer eines antisemitisch motivierten Mordes in der Zwischenkriegszeit wurde.
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